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Warum der Glaube an Gott Tapferkeit voraussetzt

Der Glaube an Gott - nicht ein Gottesbild - bedeutet kein logisches Problem - wie schon in anderen Texten gezeigt - sondern ein charakterliches. Er erfordert Tapferkeit, um die es hier gehen soll: Platon definiert Tapferkeit als die Bereitschaft, eine innere Motivation/innere Idee/inneres Ziel/usw gegen sowohl innere als auch äußere Widerstände zu erhalten. 


Für den Glauben an Gott sowie das Gott glauben - also dass stimmt, was er einem über die Wirklichkeit erzählt - muss der Mensch bereit sein, den inneren Glauben und das damit verbundene Befolgen des Gotteswillens gegen innere und äußere Widerstände zu erhalten, also wenn der Glauben auf die Probe gestellt wird - er muss etwas zum Bezugspunkt und Maßstab nehmen, das er nicht sehen kann. Anders als die Vertröstungen der Mystiker kann er Gott nicht spüren - die Wirkung seines Egos in Form der seelischen Widerstände, die seines Körpers in Form der physischen Widerstände schon, genauso wie die der Familie oder Gesellschaft auf vielfältige Weise. Aber auch ganz normale Reifeprozesse oder Schwierigkeiten des Lebens gehören dazu - vertraue ich Gott und der geschaffenen Ordnung, Seinem Versprechen mir nichts aufzubürden was ich nicht tragen kann sowie mich mit den nötigen Mitteln zum Umgang mit den Schwierigkeiten ausgestattet zu haben, usw. Reingeistige, metaphysische Prinzipien über körperliche oder materielle Bedürfnisse/Leiden/Anstrengungen und Erleichterungen bewahren, einem Wesen und seinen Erläuterungen glauben können, das man nicht sieht, hört oder spürt, ja dessen Existenz man zwar logisch einsehen aber nicht die dahinterliegende Wirklichkeit erfassen oder gar denken kann. Die natürliche, soziale und seelische Welt wirkt so wirklich, weil wir sie seelisch und körperlich spüren - Gott ist wirklich, die Person zwischen Schein und Sein. Umso mehr, als dass das Wesen selbst vom Begriff zu unterscheiden ist, also die Differenzierung zwischen Gott und Gottesbegriff fortlaufend geschehen muss. Daher gilt das Erfordernis der Tapferkeit nicht weniger für Menschen aus religiösen Familien, denn Glaube an Gott anstelle einer Gottesvorstellung impliziert immer eine Aus-einander-setzung mit den Vorstellungen der anderen. 


Wie man es dreht und wendet - man muss tapfer sein, um an Gott zu glauben.