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Wieso handeln, wenn Erfolglosigkeit gewiss scheint?

Verstehe. 

Kriege und Verwüstungen als social media events und Zerstreuung zwischendurch, vieldiskutierter und mittlerweile vergessener Klimawandel, Getöse von "Massenabschiebung aller Kriminellen!" und die Verweigerung, die eigenen Kriminellen, die deutschen Staatsbürger des IS-Krieges aus dem Irak aufzunehmen, rein identitätsmäßige Diskurse, und längst von Rechten und Faschisten eroberte Diskurshoheit. 

 

Diese Dinge sind nicht überraschend.  Ich habe sie meiner Mutter vor mehr als zehn Jahren schon vorausgesagt und in Selbstveröffentlichungen geschrieben. Die gleichgültige, materialistische Kälte dem Massensterben anderer Menschen gegenüber ist nicht überraschend. Es ist sogar folgerichtig, wenn man die zugrundeliegende Selbst- und Weltbilder kennt. Doch wie unbedeutend Argumente im Diskurs sind. Wie unerreichbar die "Intellektuellen" und die "Mittelschicht" tatsächlich sind - das erfahre ich. Und erst jetzt verstehe ich, wie sich diese Situation anfühlt. Das ist das Problem. 

 

Denn es ist gefährlich. Hat man einmal Kompromisse gemacht, und statt der vielfach ironisch betrachteten metaphysischen "Prinzipien" auch die gesellschaftliche Rückmeldung als Bezugspunkt genommen, dann wird alles sinnlos, sobald diese Gesellschaft sich als das entpuppt, was sie ist: Oberflächlich, Unaufrichtig, Unmündig. Denn solange ein Mensch sich nicht sich selber stellt, bleibt er seiner Triebfedern immer unbewusst; und solange er nicht bloß so handelt, wie er aufrichtig in den Spiegel sehen kann, ist der Abgrund seiner Verderbnis bodenlos. 

Und Götzendiener; während das Innere in Bedeutungslosigkeit versinkt, werden die scheinbaren Bedeutungen geschmückt und bis aufs Blut verteidigt. Da sie nur äußerlich sind, kann man sie nehmen; nimmt man sie ihnen weg, bleibt nichts mehr. Der Preis der Götze, das eigene Selbst; man erfindet, indem man sich selbst verliert. 

 

Gesellschaftliche Rückmeldung ist wichtig - aber sie darf nie Ausgangspunkt sein. Selbstkritisch berücksichtigen, aber niemals, niemals Ausgangspunkt. 

Wirklicher Erfolg ist folglich nicht gesellschaftlich zu bemessen. 

 

Wofür also weitermachen?

"Für mich selbst", ist das die Antwort? Vielleicht: Aufrichtig leben und folgerichtig handeln. Darin besteht wahrer Erfolg. Die Prinzipien sind unabhängig, deshalb kann ich auch nur in Beziehung zu ihnen wirklich authentisch leben. Niemand kann sie nehmen; ich kann Fehler machen und auch abirren, aber ich werde mich nicht verlieren. 

Bloß - wie ist das Verhältnis Gott und Prinzipien?