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Ein Moment von Gegenwart

Eigenartig. Es gibt eine innere Stille, die eigenartig ist. Sie entsteht nur, wenn ich innehalte. Ganz unabhängig von draußen. Die Berliner S-Bahn ist ziemlich laut; gerade bei geöffneten Fenstern im Sommer, wenn die Räder unter Tunneln quietschen. 

Doch entfernt, außerhalb. Genau wie alle anderen Dinge, sogar die Sekunden. 

Nur ich kann sie bewirken; ich kann sie vertreiben. Sei es draußen laut oder leise. 

 

Diese innere Stille schafft einen gedehnten Moment, in dem Vergangenheit und Zukunft bedeutungslos sind. Alles erscheint wie ein Theaterstück oder ein Film, der irgendwo in der Ferne läuft. Ein gedehnter Moment - ist es die Gegenwart? Vielleicht die Wirklichkeit? 

In jedem Fall ist es ein Moment vollsten Bewusstseins seiner Selbst. Alles andere entfernt, außerhalb. 

 

Ist es Besinnung? Ernüchterung? 

 

Ein gedehnter Moment der Gegenwart, als würde das Jetzt nicht einfach vergehen sondern festgehalten. Innere Stille begründet Objektivität - keine Ausreden, Zerstreuungen oder Illusionen - vollstes Bewusstsein heißt reines Bewusstsein, nur das Ich vor allen Masken, Schminken und Drehbüchern. 

Mit sich alleine sein; sich gegenwärtig sein. Das ist es; es kann nicht mit anderen geteilt werden. Außer Einem. 

Wer hält es aus? Entblößt?

 

Oder ist es überhaupt als Zustand vorgesehen? Vielleicht hat Nietzsche diesen Fehler begangen und wurde verrückt. Nur Gott ist selbstgenügsam. Also den Moment der inneren Stille, des mit-sich-Alleinseins nicht zum Zustand machen. Nicht das Ich oder die Kluft zum Anderen vergöttlichen. 

 

Doch was dann? 

 

Vielleicht bloß eine Erkenntnisgelegenheit: Einkehren, prüfen, zurückkehren. Umsetzen? Und wenn das, was zurückkehrt sich von dem unterscheidet, was einkehrte, ist man einen Schritt weiter. So klein dieser sein mag.

 

Oder ist es die wahrste aller Gemeinschaften? Rückkehr, statt Umsetzen?