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Würde.

 Gewiss:

Erst der Verlust der Würde 

beraubt einer Sache Wert.

Bedauernswert 

ein Jeder ohne Würde,

gleicht er doch 

einem Häufchen Elend. 

 

Der Mensch neigt zu vergessen:

An der Würde teilhaben

in der Verbundenheit mit 

dem Gebieter der Würde.

 

So bedeutet

Würde 

verbunden sein mit Ihm, 

Entwürdigung

getrennt sein von Ihm.

 

 

Dennoch, einfältiger Mensch:

Wirst du bloß gestellt 

schämst du dich vor 

den Zeugen.

Sorgst du dich etwa,

der Zeugen angesichtig 

deiner Demütigung gewahr zu werden? 

 

Wisse: 

Weder vermag jemand dich entwürdigen, 

noch hängt sie von Zeugen ab!

Würde verleiht allein Sein Schatten:

Tust du etwas nicht 

in Seinem Namen, 

bittest du nicht 

Ihn um Beistand, 

hast du dich längst 

selbst entwürdigt.

 

Gestatte mir zu begründen: 

Würde ist Erhabenheit -

doch wovon erhebst du dich, 

woran hälst du dich fest? 

Boden brauchen nämlich die Füße, 

Halt die Hände und 

ein Blickfeld die Augen. 

 

Nun ist manch ein Boden uneben, 

manch ein Halt gebrechlich 

und manches Blickfeld trügerisch, 

es lässt dich erblinden. 

 

Einzig 

der Boden der Wahrheit 

ist eben, 

einzig 

der Halt der praktischen Pflicht 

sicher und 

einzig 

das Blickfeld des Herzen wirklich, 

es erlaubt dir zu sehen! 

 

Doch sind sie Geschenke von Ihm, 

die fordern. 

 

Kann sich etwa mit Ihm verbinden, 

der nicht aus sich selbst heraus tretend

den Spiegel vor sein‘ Augen abnimmt? 

Aus sich selbst heraustreten

ist 

die Zuwendung zu Ihm. 

Kann 

aus sich selbst heraustreten,

wer nicht demütig ist? 

 

Die Demut

erlaubt die Zuwendung zum Quell der Wahrheit,

die Zuwendung

befreit von der niederen Knechtschaft und erhebt zum Adel über die Welt. 

Des Demütigen Zeuge und Maßstab

ist nicht das blinde Auge der Vielen,

sondern die Würde selbst. 

 

Weise ist

wer um den tiefen Sinn der Demut weiss, 

Töricht ist

wer sie für Schwäche hält. 

 

 

 

Die Demut birgt ernüchternde Wahrheit: Schlicht erkennen, 

bewusst werden und 

verwirklichen.

In ihr liegen 

Stärke und Freiheit. 

 

Tapfer ist der Demütige,

denn er stellt sich der Eitelkeit, 

der Leidenschaftlichkeit, 

der Triebhaftigkeit, 

der Feigheit, 

kurz um:

Er überwindet die sklavische Abhängigkeit und tritt in das Licht der Wahrheit,

statt Zuflucht in der 

Schattenwelt des Scheinbaren 

zu suchen. 

 

Wahrlich, 

erhabene Würde liegt in der Demut. 

So wollen wir um ihre Hand bitten.