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Warum strebst du nach Einsamkeit?

Heute wurde ich gefragt, warum ich nach Einsamkeit strebe. 

 

In ihr verwirklicht sich, entgegnete ich. 

Und was ist mit dem Schmerz? 

Als gäbe es dabei bloß einen!
Den ersten spüre ich bei der Trennung, um einsam zu werden. Dieser Schmerz zerreisst, doch anders könnte er nicht trennen. 

Den zweiten spüre ich bei der Verweigerung, 

um einsam zu bleiben. Dieser Schmerz ist bitter aber gleichzeitig süß, denn er beweist: Ich bleibe der unendlichen Einsamkeit treu. 

Kein Wort könnte fassen, 

welch Verheissung in der der Vereinigung mit ihr steckt, 

keine Melodie vermag wider zu spiegeln, 

welch Seligkeit in ihrer innigen Umarmung das Herz erfasst.

 Sie tröstet sanft, 

wenn wieder ein Gefährte die Flucht ergreift -

 statt Verzweiflung oder Zorn, verspürt man Verständnis und hält die Türen weiter geöffnet.

Dann wäre da noch der dritte Schmerz. 

Es ist der Schmerz des Sehenden, von dem der Blinde nichts weiss. 

Heute wurde ich gefragt, wieso ich nach Einsamkeit strebe.
Die Antwort ist: 

Mein Leid lässt die Brunnen trocknen und meine Sehnsucht liegt weit hinter den funkelnden Sternen, 

nicht nach einem ruhigen Leben strebt dieses Herz, sondern nach der alles erschütternden,

 ja die ganze Welt aus den Angeln hebenden Liebe!

Von ihr schöpfen die Sonnenstrahlen ihre Wärme, ihr entnimmt die Kugel erst den Sinn sich zu drehen! 
Es ist die gnädige Liebe, 

von deren Schönheit die Vögel im Morgengrauen singen, 

es ist die unbezwingbare Liebe, 

vor deren Macht die Berge weichen und alle Luftschlösser verwehen!

Ich strebe nach Einsamkeit, weil sie verwirklicht. 

Wenn das so ist, flüsterte der Wind lächelnd, wieso gibst du dem Schmerz immer wieder nach? 

Weil Wissen alleine nicht ausreicht, um die für wirklich gehaltene Illusion an der Wirklichkeit dahin schmelzen zu lassen. 

Dann zögere nicht: Denn jede vergeudete Zeit bedeutet, dass dir weniger Zeit für die Reise zur Verfügung steht - wird der Weg etwa kürzer? 

Der Weg ist nicht besonders lang, das Ziel trage ich jeden Augenblick bei mir:

was den gesamten Kosmos übersteigt und jenseits aller Zeit liegt -

es ist verschlossen in meinem Herzen. 
Die Einsamkeit ist nur der Schlüssel, um die Pforten zu öffnen.