Tagebucheinträge

Tagebucheinträge · 20. September 2024
Ein einfaches Wort, die weltbewegende Frage. Vor fünf Jahren schrieb ich es selbstbewusst an den Anfang meines letzten Büchleins, aber ich verstand nicht. Denn ich stellte sie intellektuell, nicht lebenswirklich; theoretisch, nicht praktisch. Vor dem Hintergrund von Privilegien, nicht Schwierigkeiten. In Schwierigkeiten waren die anderen. Bloß, kann man ein Feuer mit kunstvoller Musik besänftigen? Lässt sich ein körperliches Leiden mit Argumenten lindern? Wenn die praktischen...
Tagebucheinträge · 07. September 2024
Die nächtlichen Spaziergänge, fangen sie wieder an? Anders. Früher romantisierte ich die Nacht – alles steht still, eine geheimnisvolle Ungewissheit, Einsamkeit. So ist die Nacht aber nicht. Es gibt keinen Stillstand. Der Wind weht, ich höre das Rascheln der Blätter, verborgen ein Uhu, über mir ein Nachtfalter. Bei geöffnetem Fenster höre ich sie auch. Sie begleitet mich in den Schlaf, das langsame aber stetige Geschehen der Nacht. Es gibt auch keine geheimnisvolle Ungewissheit. Es...

Tagebucheinträge · 03. September 2024
Verstehe. Kriege und Verwüstungen als social media events und Zerstreuung zwischendurch, vieldiskutierter und mittlerweile vergessener Klimawandel, Getöse von "Massenabschiebung aller Kriminellen!" und die Verweigerung, die eigenen Kriminellen, die deutschen Staatsbürger des IS-Krieges aus dem Irak aufzunehmen, rein identitätsmäßige Diskurse, und längst von Rechten und Faschisten eroberte Diskurshoheit. Diese Dinge sind nicht überraschend. Ich habe sie meiner Mutter vor mehr als zehn...
Tagebucheinträge · 02. September 2024
Eigenartig. Es gibt eine innere Stille, die eigenartig ist. Sie entsteht nur, wenn ich innehalte. Ganz unabhängig von draußen. Die Berliner S-Bahn ist ziemlich laut; gerade bei geöffneten Fenstern im Sommer, wenn die Räder unter Tunneln quietschen. Doch entfernt, außerhalb. Genau wie alle anderen Dinge, sogar die Sekunden. Nur ich kann sie bewirken; ich kann sie vertreiben. Sei es draußen laut oder leise. Diese innere Stille schafft einen gedehnten Moment, in dem Vergangenheit und Zukunft...

Tagebucheinträge · 04. August 2024
Vor zehn Jahren dachte ich, mich für einen Lebensweg entschieden zu haben; doch ich merke, ich entscheide mich erst jetzt und muss es fortwährend tun. Die Erfahrung ist eine wichtige Lehrmeisterin, um die Bedeutung des Wissens zu begreifen und es zu verwirklichen. Denn nur wenn ich spüre, was es bedeutet, etwas zu wissen und mich dann immer noch dafür entscheide, auch wenn es vielleicht unangenehme praktische Konsequenzen hat, erst dann ist es eine freie und willentliche Entscheidung, und...